Saturday, 18 October 2008

Investor Protest Speakers Corner 11-10-2008

Hundreds of distressed Investors gathered in Hong Lim Park at Sunday, 11th of October 2008 to attend a Speech by prominent blogger Tan Kim Lian.
Financial Crisis Speakers Corner

Friday, 10 October 2008

Nur 48 Stunden

In 48 Hours the train took me from Singapore to Bangkok or from a sterile desert into an abundant forest of life (sorry to anybody who might not understand German):

Nur 48 Stunden

Wie ein Fuehler des Lebens reicht die alte Eisenbahnstrecke der Malaysischen Eisenbahn bis zur Keppel Road Station im Herzen der grauen Effizienz Singapurs. Seit 1932 ist sie Malaysisches Territorium und so gefeit vor dem Sauberkeitswahn Singapurs. Die Regierung wuerde die alte Station bevorzugt wegplanieren. Die Grenzstation ist vor einigen Jahren schon verlegt worden—nur die Singapurer Seite allerdings.
Einige fleckige Plastibaenke stehen in der Wartehalle. Eine Rucksacktouristin mit Dreadlocks und riesigen Wanderschuhen sitzt verloren zwischen den anderen Wartenden, offensichtlich alle aus der Umgebung kommend. Aus den Kopfhoerern eines dicken Maedchens neben mir bruellt lauter Techno. Ein westliches Paerchen in den dreissigern erscheint, der Mann schwer atmend in einem schweisnassen Space Invaders T-Shirt. Der Malaysische Zollbeamte begruesst mich stolz mit „Guten Morgen“ als er meinen Reisepass sieht. Er stempelt meinen Pass nicht, denn ich bin ja eigentlich noch in Singapur, . „Auf Wiedersehen“ sagt er zum Abschied.
Die Klimaanlage im Zug kuehlt das Innere der Waggons etwa auf das Niveau des deutschen Herbstes, waehrend man draussen Leute in der gleissenden Sonne schwitzen sieht. Ich schlafe sofort nac hder Grenze ein. Ploetzlich schrecke ich auf. Ueber mich gebeugt steht eine kleine alte Dame in einem meerblauem Schleier und fragt etwas in einer fremden Sprache. Ihr Ticket ist fuer den Sitz neben meinem. Das Abteil ist praktisch leer und ich mache Platz.
Der Zug rumpelt ueber die alten Gleise, manchmal unvermittelt bockend wie ein Pferd oder gemaechlich schaukelnd wie ein Schiff in der Duenung. Auf Englisch erzaehlt die alte Dame sie besuche Ihre Schwester in Kajang. Als ich erzaehle ich sei auf dem Weg nach Bangkok, erwidert sie mit einem wissenden Laecheln „You must be from a very rich family“.
Endlose Plantagen von Oelpalmen und dazwischen Siedlungen von verrosteten Wellblechhuetten ziehen an den beschlagenen Fenstern vorbei. Ich habe brennenden Hunger, doch das Zugrestaurant ist geschlossen. Es ist Ramadan. Ein Schaffner schaltet den brandneuen und in dem verblichenen Abteil umso mehr deplaziert wirkenden Plasmabildschirm ein. Es laeuft King Kong—die 1976er Fassung, somit passt es wieder.
Um 15:00 stoppen wir in Kuala Lumpur. Der alte Mann im bunten Hemd, der die letzten Stunden damit verbracht hat ruhelos den Gang im Abteil auf und abzugehen, spricht mich an und fragt woher ich komme. „Germany!? Hamburg! Sankt Pauli!! Reeperbahn!!!“ schreit er begeistert gegen das Rumpeln der Raeder an, waehrend wir durch den ausrangierten historischen Bahnhof fahren. Auf dem Bahnsteig posiert ein Hochzeitspaar fuer Fotos vor dem vorbeifahrenden Zug. Warme Nachmittagssone strahlt durch die kleinen Fenster im Dach. Der alte Mann hat 50 Jahre als Maat auf Containerschiffen gearbeitet, stellt sich heraus, und kennt die Welt wie seine Westentasche. Englisch kann er allerdings leider kaum. Schon bald hat sich sein Wortschatz erschoepft und er schaut stumm aus dem Fenster.
Es wird dunkel, an jeder Station steigen Passagier aus, aber keine zu. Der Zug ist nun praktisch leer. Unbeirrt kaempft sich das hohle Ungetuem ueber die holperigen Gleise durch die Nacht. Ich falle in tiefen Schlaf. Zitternd wache ich auf. Genug des Frierens denke ich, und ziehe auf einen Notsitz direkt neben der Toilette um. Lauwarmes Faekalaroma verwoehnt meine Nase, doch dafuer ist es warm. Auf der Toilette belehrt ein Hinweisschild ueber die korrekte Benutzung der „Sitz- nicht Hocktoilette“. Nach 14 Stunden fahrt erreichen wir Butterworth in Malaysien. Ich sage dem alten Seeman lebewohl und steige fuer die Nacht in einem Chinesischen Motel ab. Morgen geht es weiter nach Bangkok.
Butterworth sieht auch im Sonnenschein des naechsten Tages nicht einladender aus. Direkt neben meinem Hotel beginn ein Slumviertel. Die Haeuser sind verrotende Huetten aus Wellblech, Katzen und Hunde streunen durch die nach Verwesung riechenden Strassen. Durch die brennende Sonne schleiche ich zurueck zum Bahnhof, schweissgebadet und schwer atmend komme ich dort an. Ich hoffe ich werde nicht gerade Teil der Geschichte eines anderen Journalisten...
Am Ticketschalter treffe ich Robert von den Phillipinen, der einzige andere Auslaender im Zug nach Bangkok. Der Stationsvorsteher erzaehlt, er habe den Job seit 14 Jahren, vorher war er Englischlehrer. Der Zug nach Bangkok ist kurz, nur zwei Waggons haengen hinter der alten Diesellok. Ein gestikulierender Malaysier in pinker Polyesterhose massiert im vorbeigehen einen chinesischen Wartenden. Falls er auf ein Trinkgeld hofft, tut er dies jedoch leider umsonst. Gegenueber vom Bahnsteig haengt ein Transparent „Malaysia, best Tourist destination of the world“. Dahinter stapeln sich Container vom nahen Hafen, ein riesiger gelber Kran ragt dahinter hervor.
Es geht weiter. Reisfelder ziehen am Fenster vorueber, dazwischen steile Felsinseln mit gruenbewachsenen Haengen. Der massierte Chinese geniesst bei maximaler Lautstaerke Kung Fu Filme auf seinem portablen DVD-Player. Gegenueber sitzt ein junger Burmesischer Mann. In gebrochenem Englisch erzaehlt er, er arbeite seit fuenf Jahren in Malaysia. Um seine Visumsgebuehr zu bezahlen, hat er ein Jahr gespart und nun ist er auf dem Weg zu seinem Bruder in Bangkok.
Wenig spaeter erreichen wir die Thailaendische Grenze. Die Zollschalter sind unbesetzt und die wenigen Passagiere stehen eine Weile ratlos herum. Nach einigen Minuten erscheint ein Malaysischer Zollbeamte „Entschuldigung, entschuldigung! Es tut mir schrecklich leid, der Schaffner hatte mir eine andere Zeit angegeben.“ Auf dem Weg zum Thailaendischen Schalter sehe ich ein altes Schild an der Wand. „Richtlinen zur Erkennung von Aliens der Kategorie ‚Hippie‘ “. Es ist datiert auf 1979 und benennt „Personen mit langen, ungekaemmten und unrein wirkenden Frisuren“ als Hauptverdaechtige.
Dies muessen die Hochzeiten des alten Grenzpostens gewesen sein. Keine Spur von „unhoeflichen und unziemlich gekleideten“ Westlern; nur ein alter Mann sitzt einsam auf dem Bahnsteig und starrt in die Ferne. Der Burmese bekommt zunaechst kein Visum. Er kann nicht lesen oder schreiben, wie sich herausstellt. Waehrend der Zug beinahe ohne uns weiterfaehrt fuelle ich unter misstrauischen Blicken der Zoellner seinen Visumsantrag aus und es kann weitergehen.
Hinter der Grenze gibt es Abendbrot, ich entscheide mich, wenig Abenteuerlustig, fuer Huehnchen mit Reis. Das Essen selbst ist jedoch eine abenteuerliche Angelegenheit. Man braucht beinahe Hellseherische Faehigkeiten um im richtigen Moment einen Bissen zu nehmen, sonst schnappt man im bockenden Zug bei jeder zweiten Gelegenheit daneben. Ob es eigentlich manchmal Unfaelle gibt, frage ich meinen Phillipinischen Gefaehrten. „Oh, ja als ich das letzte Mal mit dem Zug gefahren bin hat er einen LKW gerammt.“, antwortet er in seine typisch pragmatischen Art. Draussen erstrecken sich endlose Reisfelder. Der Himmel glueht golden im Sonnenuntergang, das flache Wasser zwischen den Reispflanzen wirkt wie ein gigantischer Spiegel.
Ein hochrangiger Militaer schreitet wuerdevoll den Gang hinunter, ploetzlich beginnt er die Sitze in Betten umzubauen. Der Admiral entpuppt sich als Zugbegleiter. An der Grenze hat eine Thailaendische Crew uebernommen, gekleidet in makellose Uniformen. Die Betten sind sauber aber zu kurz fuer lange Europaeer, so kaempfe ich mit meinem Kopfkissen um jeden Zentimeter waehrend der Zug durch die Nacht in Richtung Bangkok rast.

P.S.:
Just rediscovered this little interview with the train conductor in Malaysia, I know I should edit it but there is no time:
Train Conductor


48 Stunden